Romanische Chorturmkirche
Um das Jahr 1200 gründeten die Grafen von Lauffen auf dem Bergrücken an der rechten Neckarseite die Stadt Lauffen. Neben der stattlichen Regiswindiskirche erhält auch das "Städtle" im 13. Jahrhundert die romantische Chorturmkirche, die ursprünglich St. Nikolaus hieß.
In Lauffen führt nämlich die Handelsstraße von Heilbronn nach Stuttgart über den Neckar. So konnte man in der Nikolauskapelle den Schutzheiligen aller Reisenden, um Hilfe bei der Überquerung des Neckars mit der Fähre oder durch die Furt bitten. Wie erfolgreich diese Strategie war, zeigt, dass schon 100 Jahre später Grundstücke und Häuser von den Einnahmen der Nikolauspfründe gekauft werden können.
Nach der Reformation 1534 verliert die Nikolauskapelle nach und nach an Bedeutung. Der Name des Schutzpatrons gerät in Vergessenheit. Er ist nur noch in einer Glockeninschrift erhalten, die niemand mehr beachtet. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ seine Spuren, der Blitz schlug 1652 in den Turm ein und die Zahl der Gottesdienste ging stetig zurück.
Anfang des 19. Jahrhunderts wird dann das Dokument entdeckt, das um 700 eine Martinskirche in Lauffen erwähnt. Der damalige Stadtpfarrer nimmt an, damit sei die Kirche im Städtle gemeint, deren Namen niemand mehr weiß. Und so bekommt die ehemalige Nikolauskapelle ihren neuen Namen: Martinskirche.
In den napoleonischen Kriegen dient die heruntergekommene Kapelle als Waffenlager, später als Lagerstätte für Heu und Holz für die Bauern im eng bebauten „Städtle“.
1881 gibt es Forderungen, das Kirchenschiff in eine Turnhalle für den neu gegründeten Turnverein umzuwandeln. Daraufhin wird die Kirche mit Hilfe von nach Amerika ausgewanderten Lauffenern gründlich renoviert und wieder als Gottesdienstraum in Gebrauch genommen.
Gegen Ende des 2. Weltkriegs wird sie schwer beschädigt und 1948 durch Bischof Theophil Wurm wieder eingeweiht. Eine gründliche Innenrenovierung wird 1977/78 vorgenommen.
Dabei werden auch die mittelalterlichen Fresken im Chorraum, die bei der Renovierung 1883/84 schwer beschädigt wurden, so weit wie möglich wieder hergestellt.
Diese zeigen ungewöhnliche Szenen, aus dem Leben des Nikolaus: Einmal erscheint Nikolaus dem Kaiser Konstantin in der Nacht und verlangt von ihm die Freisprechung von drei zum Tod verurteilten Offizieren, die dann am Leben bleiben. Auf einem anderen Fresko rettet der Heilige Seeleute aus schwerer Seenot. Und das dritte Bild zeigt Nikolaus auf dem Totenbett. Kunstvoll gemalt sind auch die 12 Apostel an der Südseite des Chores.
An der Decke befinden sich die Reste der vier Evangelistensymbole. Vollständig erhalten sind der geflügelte Stier des Evangelisten Lukas und der geflügelte Löwe des Evangelisten Markus. Beide Symbole bestechen durch ungewöhnliche Darstellungen.
An der Decke ist der Rest einer Mandorla erkennbar: Christus als Herr der Welt blickt segnend auf die Menschen herab, die in die Kirche kommen.
Heilbronner Straße 48
74348 Lauffen am Neckar
Webseite: www.kirche-lauffen.de/website/de/l/unsere_gemeinde/gebaeude/martinskirche
Führung durch die Martinskirche Lauffen auf Anfrage
Dauer: 1 Stunde
Kosten: 3 €/Person
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